3.2.5. Fresken an der Empore

An den beiden Emporen an der Rückwand der Kirche finden sich insgesamt fünf ebenfalls von Johann Baptist Enderle gemalte Fresken. Die obere Empore zeigt links den heiligen Johannes Nepomuk und rechts den heiligen Aloysius von Gonzaga. Ein Bild der heiligen Cäcilie, der Patronin der Kirchenmusik, musste 1870 der neu angeschafften Orgel weichen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von vielen Brücken ist er bekannt: der heilige Johannes Nepomuk. Er wurde um 1350 in Pomuk in Böhmen geboren. Seit 1369 war er als Notar in der Kanzlei des Erzbischofs von Prag tätig. 1380 wurde er zum Priester geweiht und versah in Prag verschiedene geistliche Ämter. Parallel dazu begann er ein Jurastudium, das er in Padua mit dem Doktorat abschloss. Seit 1389 war er dann Generalvikar des Erzbischofs Johannes von Jenstein. Energisch trat er für die Rechte der Kirche ein und wurde dabei letztlich ein Opfer der Auseinandersetzungen zwischen dem Erzbischof und König Wenzel IV.: Wenzel wollte das Erzbistum Prag durch Gründung einer westböhmischen Diözese Kladrau verkleinern, die finanziellen Mittel dazu sollte das Vermögen eines Klosters liefern. Der Erzbischof vereitelte dieses Ansinnen, konnte sich in der Folge aber nur durch Flucht der Verhaftung entziehen. Johannes Nepomuk jedoch wurde zusammen mit andern erzbischöflichen Beamten ergriffen und gefoltert. Während seine Kollegen wieder freigelassen wurden, wurde Johannes Nepomuk (als „zweiter Mann“ nach dem Bischof) noch am selben Tag, dem 20. März 1393, von der Karlsbrücke in die Moldau gestürzt. Wenige Jahre danach wurde er als Märtyrer verehrt und seine Gebeine in den Prager Veitsdom überführt. 

Wohl um die Mitte des 15. Jahrhunderts kam die Legende auf, die Königin, die Wittelsbacherin Sophie von Bayern, habe ihn als Beichtvater gewählt und Johannes Nepomuk habe den Tod gefunden, weil er dem an der Treue seiner Gattin zweifelnden König gegenüber nicht das Beichtgeheimnis brach. Vor allem im Zusammenhang mit der Rekatholisierung Böhmens im 17. Jahrhundert wurde die Verehrung Johannes Nepomuks gefördert. 1721 wurde er selig  und 1729 heiliggesprochen. Er galt dann sogar als zweiter Hauptpatron Böhmens und als Landespatron von Bayern. Für unser Bild wichtig ist die Beziehung zu dem berühmten Marien-Wallfahrtsort Stará Boleslav (Alt-Bunzlau), etwa 25 km von Prag entfernt. Das Gnadenbild dort ist das „Palladium“, ein Schutzbild der Muttergottes, das der dort lebende, später heiliggesprochene und hochverehrte Herzog Wenzel († 935 oder 929) immer getragen haben soll. Mindestens seit dem 17. Jahrhundert wurden in dem Wallfahrtsort Medaillen geprägt, die auf der Vorderseite das Gnadenbild zeigen, auf der Rückseite den heiligen Johannes Nepomuk. Eine Legende besagt, dass Johannes zur Madonna von Altbunzlau pilgerte und diese ihm aus ihrem Sternenkranz fünf Sterne zuwarf – als ein Hinweis auf sein bevorstehendes Martyrium. Sehr eindrucksvoll dargestellt ist das in dem von Cosmas Damian Asam 1737 geschaffenen Altarbild der Johanneskapelle in Messkirch bei Sigmaringen (hier). Die Nepomuk-Verehrung in Schwaben bekam von dort ihren Hauptimpuls. 

Aber betrachten wir unser Bild: Johannes Nepomuk kniet hier vor einem Marienaltar. Die Muttergottes erinnert entfernt an die Madonna von Alt-Bunzlau. Der Heilige trägt als Priester Chorkleidung, die wertvolle Pelz-Mozetta deutet seinen hohen Rang als Generalvikar an. Um sein Haupt findet man die regelmäßig als Attribut auftretenden fünf Sterne. Links neben Johannes steht ein Engel mit einem Palmwedel (ebenfalls ein Hinweis auf das Martyrium) und einer Sanduhr. Was hat es mit letzterer auf sich? Die Legende erzählt von den verschiedenen Versuchen König Wenzels Johannes zur Preisgabe der Beichte seiner Frau zu bewegen: Drohungen, Ehrerweisungen, Haft und Folter. Johannes hält stand, es wird aber deutlich, dass König Wenzel nicht aufgeben wird. In Vorahnung seines Todes hält er eine letzte Predigt über Joh 16,16 („Noch kurze Zeit, dann seht ihr mich nicht mehr“), anschließend unternahm er die Wallfahrt nach Stará Boleslav, wieder zurück in Prag wurde er am selben Tag festgenommen und getötet. Die Sanduhr, die von jeher schon ein Symbol des „Memento mori – Gedenke das du sterben wirst“ ist, weist dann auf jene letzte Predigt Johannes Nepomuks hin. Über dem stehenden Engel schwebt ein zweiter. Er weist auf die im Hintergrund dargestellte (hier wohl noch als Vision gezeichnete) Szene hin, wie Johannes von vier Gestalten in die Moldau gestürzt wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aloysius (1568–1591) war der älteste Sohn des Markgrafen Ferdinand von Gonzaga. Die ersten Lebensjahre verbrachte er im väterlichen Schloss Castiglione (bei Mantua). In Florenz und Madrid wurde er mit dem höfischen Leben vertraut, auch mit dessen Schattenseiten. Durch den Einfluss des mit ihm verwandten Kardinals Karl Borromäus (dem großen Reformbischof in Mailand) verzichtete er gegen den Widerstand des Vaters auf die Markgrafschaft. Er trat stattdessen 1585 in die neugegründete Gesellschaft Jesu (Jesuitenorden) ein. Das Bild zeigt Aloysius als Novizen mit dem üblichen Rochett bekleidet. Vier Jahre lang studierte er in Rom Theologie. Die Sorge für die Kranken und Armen lag ihm sehr am Herzen und er engagierte sich intensiv in der Krankenpflege. Das wurde auch sein Schicksal, denn bei einer Pestepidemie steckte er sich an und starb mit nur 23 Jahren. 

Die Details des Bildes erzählen von seinem kurzen Leben: Er kniet auf der Stufe eines Bettes und betrachtet dabei ein mit Lilien geschmücktes Kreuz. Das ist ein Hinweis auf seine Frömmigkeit und seine Liebe zum Gebet, von 

der auch sein geistlicher Begleiter, der spätere Kardinal Robert Bellarmin berichtete. Dieser schrieb ebenfalls von seinem besonderen Bußeifer, für den der dornenbesetzte Bußgürtel steht, der vor Aloysius auf dem Bett liegt. Das Bett mag für seine Krankenpflegetätigkeit stehen, die er als Dienst an Christus verstand. Aloysius wurde besonders als Vorbild an Keuschheit und Reinheit gezeichnet, darum blickt er auf die Lilie. Der neben dem Gürtel liegende Rosenkranz spricht für seine Marienverehrung. Weiter hinten liegt noch ein Buch (wohl wegen seiner Studien, 1729 ernannte ihn Papst Benedikt XIII. zum Patron der studierenden Jugend) und darauf sein Birett. Ein Engel trägt eine Krone, die sich in doppelten Sinn verstehen lässt, die abgelegte Krone des Hauses Gonzaga legt sich genauso nahe wie die Krone, die er als Märtyrer der Nächstenliebe errang (beide Darstellungen kommen auch regelmäßig vor). Rechts im Hintergrund sieht man die großzügige Architektur, in die die Szene hineingesetzt ist: eine mit Blumenvasen gezierte Balustrade und eine weitläufige, von Zypressen begrenzte Parkanlage, die man wohl mit dem römischen Jesuitenkolleg assoziieren sollte (auch wenn hier keinerlei Ähnlichkeit vorliegt). Aloysius wurde 1605, nur vierzehn Jahre nach seinem Tod, seliggesprochen. 1726 erfolgte die Heiligsprechung. 

Auf der unteren Empore sind in drei Bildern der Kinderheilige Andreas von Rinn, der heilige Josef und der heilige Franz Xaver dargestellt. 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es ist eine im doppelten Sinne furchtbare Geschichte, die auf dem linken Fresko dargestellt ist, denn sie gehört in den Bereich der sogenannten Ritualmordlegenden. Demnach soll der gerade einmal zwei Jahre alte Andreas Oxner im Jahr 1462 in dem Dorf Rinn (bei Innsbruck) von seinem geldgierigen Taufpaten an durchreisende Juden verkauft worden sein. Auf einem großen Stein, der seitdem Judenstein heißt, soll Andreas („Anderl“) dann rituell getötet worden sein. Diese Legende wurde 1621 in einem Theaterstück der Haller Jesuiten dargestellt. Ideengeber war wohl der Arzt Hippolyt Guarinoni, der 1642 auch ein Buch über das Martyrium des Kindes veröffentlichte. 1671 wurden die Gebeine in die über dem angeblichen Tatort erbaute Kirche übertragen. Unser Bild nimmt frei das mittlerweile übertünchte Deckengemälde von dort auf. Der 1755 päpstlich bestätigte Anderl-Kult war zeitweise sehr populär und Judenstein entwickelte sich zu einem bedeutenden Wallfahrtsort, sogar in die „Deutschen Sagen“ der Brüder Grimm hat er Eingang gefunden. – 1953 wurde vom Innsbrucker Bischof der Festtag (12. Juli) aus dem Diözesankalender gestrichen, 1961 verfügte Papst Johannes XXIII. die Beendigung des Kultes. Nachdem die Verehrung trotzdem immer wieder ins Gespräch kam, musste das Verbot von den Innsbrucker Bischöfen mehrmals erneuert werden (1994 von Bischof Reinhold Stecher und 2015 von Bischof Manfred Scheuer).

 

 

 

 

 

 

 

 

Franz Xaver (1506–1552) entstammte einer adligen Familie aus Navarra in Spanien. Er war einer der ersten Gefährten des Ignatius von Loyola und unterstützte diesen bei der Gründung des Jesuitenordens. 1537 wurde er mit Ignatius zusammen zum Priester geweiht. Der portugiesische König bat 1539 den Papst um Missionare für Ostindien. Papst Paul III. ernannte daraufhin Franz Xaver zum apostolischen Nuntius für ganz Asien. Dieser brach 1541 von Lissabon aus auf und kam ein Jahr später in der portugiesischen Kolonie Goa, einem Gebiet an der mittleren Westküste Indiens, an. Hier sollte das Zentrum seines Wirkens in Indien sein, und hier, in der Basilika von Velha Goa, ruht auch sein Leichnam. Der Einsatz und der Fleiß Franz Xavers waren beispiellos – mehrere 10.000 Taufen werden ihm für die folgenden drei Jahre zugeschrieben. Mit ihm hat sich auch das Verständnis von Mission wesentlich gewandelt: Der Jesuit teilte das Leben der Menschen dort, lernte intensiv ihre Sprache und Lebensweise, um so das Evangelium zu inkulturieren. Schon zu Lebzeiten wurde er „heiliger Pater“ genannt. 1546–48 unternahm er Reisen nach Malakka (Malaysia) und auf die Molukken. 1549 brach er nach Japan auf und kehrte von da wieder nach Goa zurück. Seine letzte Missionsreise wollte er nach China unternehmen. 1552 brach er auf, kam allerdings nur bis zur Insel Shangchuan Dao (Sancian) bei Kanton. Vom dortigen Freihafen aus wollte er auf die chinesische Küste übersetzen. Das chinesische Festland war aber damals für Ausländer tabu. Mehrere seiner Versuche scheiterten. Außerdem erkrankte er ernsthaft. Er starb dort am 3. Dezember 1552.

Die Legende zu seinem Sterben berichtet, dass er sich zunächst auf ein als Krankenhaus ausgestattetes Schiff zurückziehen wollte, doch die ständige Bewegung des Schiffes tat ihm nicht gut und hinderte ihn am Gebet. Also bat er an Land gesetzt zu werden. Zunächst lag er am Ufer völlig ungeschützt, bis sich einer erbarmte, und ihn in eine allerdings von allen Seiten offene Hütte tragen ließ. Von allen verlassen, aber von den Engeln getröstet soll er in dieser Hütte gestorben sein. Genau diese Szene zeigt unser Bild: Der sterbend Franz Xaver liegt auf einer Matte in der verfallenen Hütte. Im Hintergrund das Meer und auf der gegenüberliegenden Uferseite die Stadt Kanton (heute Guangzhou). Am hinteren Horizont sieht man (kaum erkennbar) ein Schiff fahren. Franz Xaver ist in den schwarzen Talar der Jesuiten gekleidet, ein brauner Überwurf bedeckt zusätzlich den Oberkörper. In der Hand hält er das Kreuz Christi, mit dem er meistens dargestellt wird. Es soll ein Geschenk des Ignatius gewesen sein und spielt in der Legende immer wieder eine Rolle, es steht für seine Liebe zu Christus und für seine Botschaft. Stab, Tasche, Hut und ein Buch hat Franz Xaver abgelegt, Zeichen, dass seine unermüdliche Missions- und Reisetätigkeit nun ans Ende gekommen ist. Von oben schwebt ein Engel herab der ihm dafür den Kranz des ewigen Lebens bringt. – Eine nur wenig ältere, ähnliche Darstellung des Sterbens des heiligen Franz Xaver findet man übrigens am Gempfinger Pfarrhaus. 

 

 

 

 

 

 

 

In der Mitte, besonders herausgehoben durch einen Rahmen mit Ornamenten findet sich schließlich eine Darstellung des Sterbens des heiligen Josef. Nachrichten über den Mann Marias beschränken sich im Neuen Testament auf die Geschichten über die Kindheit Jesu, danach erfährt man nichts mehr über ihn. Auffällig ist dieses Schweigen vor allem bei der Hochzeit von Kana (Joh 2,1–12), bei der Frage nach den wahren Verwandten Jesu (Mk 3,31–35) und unter dem Kreuz als Jesus Maria seinem Lieblingsjünger Johannes anvertraut (Joh 19,25–27). Lediglich Mt 13,55 erfährt man noch, dass Jesus „Sohn des Zimmermanns“ (oder vielleicht besser „Bauhandwerkers“) heißt. Man ist auf Apokryphen, namentlich das sogenannte „Protoevangelium des Jakobus“ (2. Jahrhundert) und „Die Geschichte von Josef dem Zimmermann“ (eine koptische Legende um 400), sowie einige Notizen bei Kirchenvätern, z. B. Hieronymus (†419/420), angewiesen. Außerdem hat man aus dem Schweigen der Heiligen Schrift geschlossen, dass Josef vor dem öffentlichen Auftreten Jesu gestorben sein muss.

Das Protoevangelium des Jakobus beschreibt die Geschichte Mariens bis zum Kindermord von Bethlehem. Demnach wurde Maria von ihren Eltern dem Tempel als Jungfrau übergeben. Ihre Kindheit verbrachte sie demnach im Jerusalemer Tempel. Als Zwölfjährige muss sie den Tempel verlassen und kommt durch einen Losentscheid in die Obhut des Witwers Josef. Mit dem Hinweis „Ich habe schon Söhne und bin schon alt, sie aber ist ein junges Mädchen“ versuchte Josef vergeblich, sich zu wehren. Maria blieb dann in seinem Haus, während er auswärts seiner Arbeit als Zimmermann nachging.

„Die Geschichte von Josef dem Zimmermann“ erzählt den Tod Josefs mit 111 Jahren. 40 Jahre lang war er unverheiratet, 49 Jahre teilte er mit seiner ersten Frau, mit der er vier Söhne und zwei Töchter hatte. Im Jahr nach ihrem Tod nahm er Maria zu sich. Drei Jahre später wurde Jesus geboren (also als Josef 93 war – andere Traditionen sagen, dass er mit 80 Jahren Maria zur Frau nahm). Der Tod trifft Josef nicht unvorbereitet, ein Engel kündigt ihn an. Josef reist ein letztes Mal nach Jerusalem, um im Tempel um den Beistand Gottes bei seinem Sterben zu bitten. In Nazareth sind Maria und Jesus bei ihm, als es mit ihm zu Ende geht. Jesus hält ihm die Hand und Josef blickt wortlos zu ihm hin. So stirbt Josef. Auf Jesu Gebet hin sollen die Engelsfürsten Michael und Gabriel selbst die Seele seines Nährvaters zur Wohnstätte der Gerechten tragen und sein Leib soll nicht verwesen.

Der berühmte Kirchenvater und Bibelübersetzer Hieronymus kannte die apokryphe Tradition, aber er wusste es in seiner Schrift gegen Helvidius anders: Josef war nicht vorher verheiratet, die im Neuen Testament genannten „Brüder Jesu“ sind Cousins (was ebenfalls biblischem Sprachgebrauch entspricht), Söhne der Schwester Marias, die in Joh 19,25 begegnet. – Die Verehrung Josefs setzte im lateinischen Westen recht spät, erst im 9./10. Jahrhundert ein. Die Bettelorden und später die Jesuiten förderten seinen Kult, die Habsburger wählten sich im 17. Jahrhundert Josef zu ihrem „Hausheiligen“ und der 19. März wurde zum Feiertag erhoben, 1870 wurde Josef von Papst Pius IX. zum Patron der ganzen Kirche ernannt.

Blicken wir mit diesen Hintergrundinformationen auf das Bild: In der Mitte liegt Josef auf dem Sterbebett. Man erkennt in ihm deutlich den alten Mann, als den ihn die Legende zeichnet. Die fahle Gesichtsfarbe zeigt den nahen Tod. Links neben seinem (im Übrigen recht edel ausgeführten) Bett steht Maria, mit einem Tuch wischt sie sich die Träne aus dem geröteten Gesicht. Rechts neben Josef sitzt Jesus, tröstend hat er seinen Arm um seinen Vater gelegt. Der Blick Josefs geht zu seinem Sohn, während die kraftlose Linke Josefs ausgestreckt auf dem Oberschenkel Jesu liegt. Die linke Hand Jesu zeigt zum Himmel und auf einen kleinen herabschwebenden Engel, der ebenfalls einen traurigen Eindruck macht. Vielleicht ist er auch bereit, die Seele Josefs aufzunehmen (er hat ja auffallenderweise keinen Kranz in der Hand). Ausgehend von dem Umstand, dass kein Grab Josefs bekannt ist und es nur Sekundärreliquien (z. B. seinen Brautring) gibt, wurde ab dem Spätmittelalter (Bernhardin von Siena, Johannes Gerson) diskutiert, ob Josef wie Maria mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde und ob er wie sie vor der Erbsünde befreit wurde. 

Neben der zentralen Szene tun sich rechts und links zwei verschiedene Räume auf: Zur Linken kann man einen Blick in die Werkstatt des heiligen Josef werfen. Man erkennt verschiedene Holzbearbeitungsgeräte: Messer und Stichel sowie einen Zirkel, auf der Werkbank liegen ein Hobel und ein Hammer, bei einem Hackstock sieht man zwei verschiedene Beile und eine Zugsäge. All dies steht für den Beruf Josefs als Zimmermann – und steht letztlich in dem gezeigten Moment doch bereits für die Vergangenheit. Die Gegenwart sieht man auf der rechten Seite. In dem Zimmer steht ein Tischchen, darauf 

ein Teller, eine Phiole (mit Arznei?) und ein höheres Gefäß (ein Mörser mit Stößel?): Utensilien für die Pflege eines Kranken. Ganz im Hintergrund noch ein schön gearbeiteter, fliederfarben bezogener Stuhl auf dem Josef einmal gesessen haben mag. Die Haustüre ist offen und ein Stück Himmel wird dahinter sichtbar. Ein deutlicher Hinweis, dass Josef bald „gehen“ wird.

Das Sterben Josefs – von Jesus und Maria begleitet – galt als Musterbeispiel für einen guten Tod. Josef wird (wie Franz Xaver auch) als Patron für eine gute Sterbestunde angerufen. Überhaupt scheint der Blick auf die Todesstunde (oder bei Johannes Nepomuk und Aloysius die Vorahnung davon) die Klammer zu sein, die die Bilder zusammenhält. Es ist ein typisch barockes, auch im Rokoko noch sehr präsentes Thema, das dem Gläubigen beim Hinausgehen aus der Kirche nahegebracht werden soll: der Gedanke an die Endlichkeit des Lebens, aber auch der Trost und Zuspruch, die im Glauben und in der Gemeinschaft der Heiligen erfahren werden können. Das Lied „Jesus lebt, mit ihm auch ich“ (GL 336) von Christian Fürchtegott Gellert 1757 veröffentlicht mag beispielhaft für das 

Empfinden und die Frömmigkeit jener Zeit stehen. Bemerkenswert ist nebenbei auch die „jesuitische“ Prägung der Bilder (mit Franz Xaver und Aloysius ist der Orden direkt präsent, bei Johannes Nepomuk, Andreas von Rinn und Joseph hat dieser die Verehrung gefördert). Im mittleren Bild steht mit Jesus, Maria und Joseph die „jesuitische Trinität“ (wie man sie genannt hat) unmittelbar vor Augen. Dass Maria auf drei der fünf Bilder eine Rolle spielt, fügt sich in das Motiv eines guten Sterbens nahtlos ein: „Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns, jetzt und in der Stunde unseres Todes“, wird bei jedem Ave-Maria gebetet. Zugleich wird so ein Spannungsbogen zum Chorraum geschlagen, wo an der Decke die freudenreichen Geheimnisse des Rosenkranzes dargestellt sind.

 

Literatur

•    Art. „Johannes Nepomucenus, S. (61)“, in: Johann Evangelist Stadler u. a., Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3, Augsburg 1869, S. 234–238, digitialisiert auf: http://www.zeno.org/nid/20003001091 [abgerufen am 16.11.2016]

•    Art. „Johannes von Nepomuk“ von Winfried Eberhard, in: Walter Kasper (Hrsg.), Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Bd. 5 (1996), Sp. 939f.

•    Art. „Johannes Nepomuk“, in: Johannes Schäfer, Ökumenisches Heiligenlexikon, online auf: https://www.heiligenlexikon.de/BiographienJ/Johannes_Nepomuk.htm [abgerufen am 16.11.2016]

•    Art. „Aloysius von Gonzaga“, in: Johannes Schäfer, Ökumenisches Heiligenlexikon, online auf: https://www.heiligenlexikon.de/BiographienA/Aloisius_Luigi_von_Gonzaga.html [abgerufen am 16.11.2016]

•    Art. „Anderl von Rinn“ auf: https://de.wikipedia.org/wiki/Anderl_von_Rinn [abgerufen am 16.11.2016]

•    Art. „Franz Xaver“, in: Johannes Schäfer, Ökumenisches Heiligenlexikon, online auf: https://www.heiligenlexikon.de/BiographienF/Franz_Xaver.htm [abgerufen am 16.11.2016]

•    Art. „Franciscus Xaverius, S. (14)“, in: Johann Evangelist Stadler u. a., Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 284-292, digitalisiert auf: http://www.zeno.org/nid/20002952378 [abgerufen am 16.11.2016]

•    Die Geschichte von Joseph dem Zimmermann, hrsg. v. Siegfried Morenz, Berlin 1951, digitalisierte englische Übersetzung z. B. auf: http://www.masseiana.org/history_of_joseph.htm [abgerufen 19.11.2016]

•    Art. „Joseph von Nazareth“ von Gabriela Kaster, in: Wolfgang Braunfels (Hrsg.), Lexikon der christlichen Ikonographie, Bd. 7 (Sonderausgabe 1994), Sp. 210–221 

•    Art. „Josef, Mann Marias“ von Josef Ernst, Genoveva Nitz, Karl Suso Frank, in: Walter Kasper (Hrsg.), Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Bd. 5 (1996), Sp. 999–1003

•    Das Protoevangelium des Jakobus, in: Alfred Schindler (Hrsg.), Apokryphen zum Alten und Neuen Testament, Zürich 1988, S. 409–436

•    Der Heimgang der seligen Maria, in: Ebd., S. 701–721

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